Zum Konzept unseres Filmfestivals gehört es, dass wir den jungen, zeitgenössischen Kurzfilmen, einen Klassiker der Filmgeschichte entgegenstellen. In diesem Jahr sind dies drei große deutsche Spielfilme aus der Nachkriegszeit:
„Die Mörder sind unter uns", „Berliner Ballade" und „Wir Kellerkinder".
Mittwoch 30. Oktober Start: 20:45 Uhr
Die Mörder sind unter uns
von Wolfgang Staudte (1946) 85 Min
Der erste deutsche Film nach dem Ende des Kriege Kriege thematisiert die Kontinuität des Faschismus im Nachkriegsdeutschland und setzt sich mit persönlicher Schuld und Gewissen auseinander.
Inhalt: Berlin 1945. Susanne Wallner, eine junge Fotografin, kehrt aus dem Konzentrationslager zurück, doch ihre Wohnung ist besetzt. Hier lebt seit kurzem der aus dem Krieg heimgekommene Chirurg
Mertens, der seine furchtbaren Erinnerungen mit übermäßigem Alkoholgenuss zu verdrängen sucht. Die beiden arrangieren sich, und mit Susannes Hilfe findet Dr. Mertens langsam wieder zu sich
selbst. Da begegnet ihm sein ehemaliger Hauptmann Brückner, nun ein aalglatter Geschäftsmann, dem es egal ist, ob er aus Stahlhelmen Kochtöpfe macht, oder umgekehrt. Mertens‘ Gewissen rebelliert,
und am Weihnachtsabend 1945 will er Sühne fordern für ein von Brückner drei Jahre zuvor im Osten befohlenes Massaker an Frauen, Kindern und Männern. Im letzten Moment kann Susanne ihn davon
überzeugen, dass die Vergeltung solcher Schuld keine Privatangelegenheit ist, sondern der Kriegsverbrecher vor ein Gericht gehört.
Es geht um Recht, nicht um Rache.
Regie: Wolfgang Staudte
Darsteller: Hildegard Knef. E.W Borchert. Erna Sellmer Arno Paulsen
Drehbuch: Wolfgang Staudte, Fritz Staudte, Johanna Sibelius, Eberhard Keindorff
Kinematografie: Friedl Behn-Grund
Musik von: Ernst Roters
Produziert von: DEFA
Donnerstag 31. Oktober Start: 20:50 Uhr
Berliner Ballade
von Robert Adolf Stemmle (1948) 90 Min
Eine satirische Parabel der deutschen Nachkriegsrealität, präsentiert als Rückblick aus dem Jahr 2048. Drehbuchautor Günter Neumann (Das Wirtshaus im Spessart) adaptierte für diesen Film sein
erfolgreiches Kabarettprogramm Schwarzer Jahrmarkt, die Revue der Stunde Null. Der Name der von ihm dargestellten Hauptfigur Otto Normalverbraucher, fand durch diesen Film zudem Eingang in
die deutsche Sprache als Begriff für den typischen deutschen Durchschnittskonsumenten.
Inhalt: Gert Fröbe spielt den deutschen Durchschnittsbürger Otto Normalverbraucher, der 1949 aus der Gefangenschaft auf Umwegen nach Berlin zurückkehrt und sich in die Nachkriegsrealität
einfinden muss. Er schlägt sich durch den Nachkriegsalltag zwischen Schwarzmarkt, Krisengewinnlern und Überlebenskünstlern. Er muss mich mit Schwarzhändlern und Reaktionären herumschlagen, sucht
Arbeit und Nahrung und findet am Ende sogar seine Traumfrau.
Regie: Robert Adolf Stemmle
Drehbuch: Günter Neumann
Darsteller: Gerd Fröbe, Aribert Wäscher, Tatjana Sais, Ute Sielisch, O.E. Hasse
Stimme: Eric Ode
Produktion: Heinz Rühmann, Alf Teichs
Musik: Werner Eisbrenner; Günter Neumann
Freitag 1. November: Start: 20:50 Uhr
Wir Kellerkinder
von und mit Wolfgang Neuss (1960) 90 Min
Eine böse Komödie vom bissigsten Satiriker der Bonner Republik... Inhalt: weil Dokumentarmaterial über aktuelle Schmierereien von Hakenkreuzen fehlt, sollen zwei Fernsehleute einfach Bilder von
derartigen Schmieraktionen faken. Die frisch – und nur auf Probe – aus der Heilanstalt entlassenen Freunde Macke, Adalbert und Arthur erklären sich bereit, den Reportern zu helfen, die auf der
Suche nach Bildern von Hakenkreuz-Schmierereien sind. Als die Freunde die Schmierereien eigenhändig anbringen, kommt die Polizei, und sie fliehen in Mackes Keller, der schon öfter als
Zufluchtsort gedient hat: Dort beginnt Macke aus seinem Leben zu erzählen und seine Erinnerungen führen zunächst bis in die NS-Zeit zurück ...
Während der NS-Zeit hat Macke, selbst bei der HJ, dort einen Kommunisten versteckt, nach dem Krieg seinen Vater, einen alten Nazi. Eigentlich wollten Macke, Adalbert und Arthur in der Freiheit
eine Jazzband gründen, doch am Ende landen sie wieder in der Anstalt.
Regie: Wolfgang Bellenbaum als Jochen Wiedermann
Drehbuch: Wolfgang Neuss
Darsteller: Wolfgang Neuss, Karin Baal, Ingrid van Bergen, Wolfgang Gruner, Jo Herbst, Achim Strietzel, Rudi Schmitt, Inge Egger, Bärbel Janek, Eckart Dux
Produktion: Hans Oppenheimer